Das Muschelstück zischen vielen Steinen.

Wie geht es dir?

Und wie geht es dir wirklich?

Gestern war #mentalhealthday. Schon am frühen Morgen las ich über geistige Gesundheit. Bin auf Tipps gestoßen, die der Seele gut tun, und habe mich gefragt, wie viele Menschen ich kenne, denen gerade die Luft zum Atmen fehlt.

Zweifellos pfeift jeder einmal aus dem letzten Loch. Aber jeder kann nur für sich selbst sprechen. Es ist wie mit allem im Leben. Jede Empfindung deines Körpers spürst nur du.

Wahrnehmung

Als Kind habe ich mich oft gefragt, wie andere Menschen Farben wahrnehmen. Mit meiner Freundin habe ich mich ständig darüber gestritten, ob dieses oder jenes Kleidungsstück nun dunkelblau oder schwarz ist. Das mag banal klingen. Aber für mich ist das Bewusstsein, dass jeder Mensch seine eigene Wahrnehmung hat, essentiell für ein achtsames Miteinander.

Je älter ich werde – kein Witz – desto mehr denke ich darüber nach, wie ich andere Menschen wahrnehme und wie ich auf sie reagiere. Es gibt Tage an denen ich empfindlich bin. In diesen Momenten ist meine Wahrnehmung wie ein Trichter, der auf mir sitzt und alles verstärkt, was auf mich einwirkt. Das reizt mich. Manchmal bis zur Unerträglichkeit. Das abzuschütteln gelingt mir, in dem ich mich komplett raus nehme. Am besten kurz mal an die frische Luft und durchatmen. Atmen ist für mich heilsam. Tiefes Einatmen und Ausatmen. Sich selbst spüren. Den Boden spüren. 

Dann gibt es Momente, in denen ich mich lächerlich fühle. Mein innerer Gesprächspartner sagt mir, dass ich so nicht sein darf, weil es mir an nichts fehlt. Ich bin pumperlg’sund, habe ein wunderbares Leben mit meiner Familie, kann alle Freiheiten genießen. Und doch reißt mir die Hektik des Alltags immer wieder den Boden unter den Füßen weg. Gerade deshalb finde ich es so wichtig, die eigene Wahrnehmung zu reflektieren. Und jedem Gegenüber die eigene Sensibilität, die eigene Reizschwelle, zuzugestehen. Das macht die Frage „Wie geht es dir?“ auf einmal um ein großes Stück ehrlicher.

Höflichkeitsfloskel

Auf die Standard-Begrüßungsfrage „Und wie geht’s?“ folgt ein „Passt scho.“ oder „Gut.“ Bei manchen Menschen auch ein „Super.“ mit anschließendem Redeschwall. Was antwortest du auf diese Frage? 

Für mich entspricht meine Antwort der Energie, die ich gerade aufbringe. Ist mein innerer Akku leer, fällt die Antwort kurz aus. Es kommt aber vor allem darauf an, wer diese Frage stellt. Ich würde sagen, dass ich ein Mensch bin, der gerne erst einmal alles mit sich selbst ausmacht, bevor er darüber spricht. Das geht in vielen Situationen gut aus. Ab und zu ist Hilfe notwendig um den dichten schwarzen Nebel in meinem Kopf zu lichten. Da helfen lange Gespräche, andere Sichtweisen und auch mal ein Tritt in den Hintern.

Schau auf dich

Du fragst dich vielleicht warum, ich das hier in meinem Saftig Magazin schreibe. Ganz einfach. Weil es wichtig ist. Weil wir in jedem Moment fühlen, bewerten und reagieren. Weil es zu meinem und deinem Alltag dazu gehört. Und weil es mir am Herzen liegt, dass du auf dich schaust. 

Wenn wir alle ein bisschen mehr auf uns schauen, sehen wir vielleicht auch die Welt um uns herum klarer und ehrlicher. Das ist für mich genauso Genuss im Alltag, wie ein paar tiefe Atemzüge an der frischen Luft. 

Mit frischem Atem und klarem Blick findest du bestimmt die kleine Muschel zwischen all den Steinen, die dir ein freudiges Glitzern in die Augen zaubert. Denn du hast etwas entdeckt, das schon lange da war und dich plötzlich doch im Herzen berührt.

Bleib saftig!

Deine Anna

Muschelstück in der Hand

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